Wir haben diesen Kurs auf der Forderung der Bibel aufgebaut, eine biblische Hermeneutik zu entwickeln.
Die Entwicklung einer biblischen Hermeneutik mag manchmal entmutigend erscheinen, aber es gibt eine gute Nachricht: Wir beginnen nicht mit einem leeren Blatt Papier.
Eine biblische Hermeneutik entwickeln
1. Gabe: gottesfürchtige Lehrer
Als Erstes haben wir die Unterweisung gottesfürchtiger Lehrer als Grundlage. Sie ermöglichen uns, die Bibel furchtlos zu studieren, und geben uns einen Ausgangspunkt, von dem aus wir unsere Hermeneutik durch persönliches Studium verfeinern und vertiefen. Wie Paulus Timotheus ermahnte,
Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und was dir zur Gewissheit geworden ist, da du weißt, von wem du es gelernt hast, und weil du von Kindheit an die heiligen Schriften kennst, welche die Kraft haben, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.
—2. Timotheus 3:14–15
Gottesfürchtige Lehrer geben uns eine solide Grundlage, wenn wir die Bibel auslegen. Ihre treue Lehre leitet und rüstet uns aus, die Bibel so zu studieren, wie Gott es beabsichtigt. Im unmittelbaren Kontext weist Paulus Timotheus auf sein eigenes Leben und sein Vorbild hin (2. Timotheus 2:10-11). Weiter oben in dem Brief weist er Timotheus auch auf den Glauben seiner Großmutter Lois und seiner Mutter Eunike hin. Diese treuen LehrerInnen und andere gaben Timotheus eine vertrauenswürdige Grundlage, von der aus er sein eigenes Verständnis verfeinern und vertiefen konnte. Gott gibt uns gottesfürchtige Lehrer, seien es Hirten, Eltern oder reifere Geschwister im Glauben, um uns die solide Grundlage einer biblischen Hermeneutik zu geben.
Schreibe über ein Beispiel für einen gottesfürchtigen Lehrer in deinem Leben, mit dem Gott dir eine solide Grundlage gegeben hat.
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2. Gabe: Die Bibel selbst
Gott gibt uns nicht nur Lehrer, um uns eine Grundlage zu geben. Er gibt uns die Bibel. Die Bibel ist sowohl unser Lehrbuch als auch unser Lehrer. Durch die Bibel lehrt uns Gott selbst, wie er beabsichtigt, dass wir sein Buch lesen.
Die Eröffnung deiner Worte erleuchtet
und gibt den Unverständigen Einsicht.
—Psalm 119:130
Was für eine ermutigende Wahrheit finden wir in diesem Vers! Die Schrift selbst vermittelt Verständnis! Die begleitende Ermahnung lautet also: Nimm deine Bibel zur Hand und lies! Was auch immer dein aktueller Grad an Verständnis ist - du wird wachsen und reifen, wenn du betend liest und nachsinnst. Die richtige Auslegung der Bibel verfeinert und entwickelt unsere biblische Hermeneutik. Genau das war die Erfahrung der Jünger.
Dies verstanden aber seine Jünger anfangs nicht, doch als Jesus verherrlicht war, da erinnerten sie sich, dass dies von ihm geschrieben stand und dass sie ihm dies getan hatten.
—Johannes 12:16
Immer wieder verstanden die Jünger Jesu Worte oder Taten vorerst nicht vollständig, sondern erst nachdem er auferweckt und zur Rechten des Vaters aufgefahren war (siehe auch Johannes 13:7; 20:9). Der Geist, den Jesus verheißen hatte, bewirkte, dass sie sich an alles erinnerten, was Jesus gesagt und getan hatte (Johannes 14:25-26). Das Verständnis kam, als sie die Heilige Schrift studierten und über das Leben und die Lehre Jesu nachdachten. Die Schrift selbst erleuchtet, und so müssen wir wie die Jünger die Bibel lesen und von der Bibel lernen, wie Gott möchte, dass wir sein Buch auslegen. Unser wichtigstes Auslegungsprinzip besagt: Die Bibel verlangt, dass wir ihrer eigenen Hermeneutik folgen, die sie sowohl durch Prinzipien als auch durch Vorbild lehrt.
Bei all dem dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass unser Verständnis nur dann verfeinert und vertieft werden kann, wenn wir so lesen, wie Gott es beabsichtigt:
Bibellesen, das nur Fakten sammelt oder ein schlechtes Gewissen entlastet oder lehrmäßige Argumente sammelt oder den ästhetischen literarischen Geschmack anspricht oder historische Neugier nährt – diese Art von Bibellesen lässt Satan gerne in Ruhe. Er hat den Kampf bereits gewonnen.
Aber ein Lesen in der Erwartung, den überragenden Wert und die Schönheit Gottes zu erkennen – ein Lesen, das darauf abzielt, Erfüllung zu finden in all dem, was Gott für uns in Christus ist, ein Lesen, das darauf abzielt, „zu schmecken und zu sehen, dass der Herr gütig ist“ (Psalm 34:8) – dieser Art von Lesen wird Satan mit aller Kraft entgegentreten. Und seine Kraft ist übernatürlich. Daher wird jedes Lesen, das seine Verblendung überwinden kann, ein übernatürliches Lesen sein.
—John Piper, Reading the Bible Supernaturally, 185, meine Übersetzung
Das folgende Video von Das Bibel Projekt ist eine großartige Einführung in die Art und Weise, wie die Bibel Verständnis vermitteln soll. 3. Gabe: Gott selbst
Schließlich dürfen wir nicht vergessen, was wir in Lektion 2 gelernt haben: Der Herr selbst ist beim Auslegen der Schrift mit uns und geht vor uns her. Der Autor lehrt uns, sein Buch auszulegen und befähigt uns dazu. Die Bibel beschreibt Gottes fortwährendes, befähigendes Wirken bei unserer Bibelauslegung auf mindestens fünf Arten:¹
Er öffnet unseren Verstand. (Lukas 24:44–45)
Er leuchtet in unseren Herzen und vertreibt die Dunkelheit. (2. Korinther 4:4-6)
Er stärkt uns mit seiner Kraft. (Epheser 3:14-19)
Er segnet uns mit Glauben. (Markus 4:11-12; Matthäus 13:16)
Er offenbart sich uns. (Matthäus 16:16-17)
Ist die Bibel das Wort Gottes? Dann lies es nie ohne inbrünstiges Gebet um die Hilfe und Lehre des Heiligen Geistes. Hier ist der Felsen, an dem viele Schiffbruch erleiden. Sie bitten nicht um Weisheit und Belehrung, und so finden sie die Bibel dunkel und nehmen nichts davon mit. Du solltest beten, dass der Geist dich in alle Wahrheit leitet. Du solltest den Herrn Jesus Christus anflehen, dass er deinen Verstand öffnet, wie er es bei seinen Jüngern getan hat. Gott, der Herr, durch dessen Inspiration das Buch geschrieben wurde, hat die Schlüssel zu dem Buch in der Hand und er alleine kann dich befähigen, Nutzen daraus zu ziehen.
—J. C. Ryle, zitiert auf S. 194–195 von John Piper in Reading the Bible Supernaturally, meine Übersetzung
Zusammenfassung
Gott ruft uns auf, eine biblische Hermeneutik zu entwickeln, während wir sein Buch auslegen, aber er lässt uns nicht allein, um diesem Ruf nachzukommen. Er stellt gottesfürchtige Lehrer zur Verfügung, die uns eine Grundlage geben. Er gibt die Bibel selbst, um unsere biblische Hermeneutik zu entwickeln und zu verfeinern. Und Gott selbst ist mit uns, lehrt und befähigt uns, die Bibel so zu lesen, wie er es beabsichtigt.