Die Psalmen
Einzelne Psalmen wurden im Laufe der Geschichte Israels geschrieben. König David schrieb viele von ihnen, aber auch andere schrieben Psalmen, darunter Mose und Salomo. Wie bei unseren modernen Gesangbüchern stellten Israels Anbetungsleiter Sammlungen von Psalmen zusammen, die sie nach Themen, Autoren und anderen stilistischen Merkmalen einteilten. Diese Herausgeber arrangierten die gesamte Sammlung mit dem Ziel, unsere Aufmerksamkeit auf den Messias zu richten.
Soweit wir uns mit diesem gesalbten König identifizieren, werden seine Gebete zu unseren Gebeten und seine Musik zu unserer Musik.
Dr Jason DeRouchie, How to Understand and Apply the Old Testament, 67.
Psalmen 1 und 2: Ein Prolog
Die Psalmen 1 und 2 fungieren als Prolog zum Ganzen und bereiten die Bühne für alles, was folgt.
Verwende das Markierungs-Werkzeug, um alle Elemente hervorzuheben, die diese beiden Psalmen als Paar verbinden. Zum Beispiel bildet das Wort "Wohl" eine Klammer um die beiden Psalmen. Suche nach anderen parallelen Wörtern, Themen oder Strukturen.
Optional
Psalm 1 leitet das Buch der Psalmen ein als Anweisung, um die Leser zu einem wirklich glücklichen Leben zu führen ... dieses Glück resultiert daraus, dass man sich an Gottes Anweisung erfreut und darüber nachsinnt ... Welche Botschaft versichert uns, dass das Leben in Übereinstimmung mit den göttlichen Anweisungen zu einem wirklich glücklichen Leben führen wird? Laut Psalm 2 ist es einfach dies: 'Der Herr regiert!' ... Das Buch der Psalmen kann als Handbuch gelesen werden, um die alten Israeliten und uns zu lehren, wie man in Abwesenheit des davidischen Königs lebt, dem in Psalm 2 die Nationen als sein Erbe versprochen wurden.
—Mark Futato, Interpreting the Psalms: An Exegetical Handbook, 67, 72, 80–81, meine Übersetzung
Die Untergattungen der Psalmen
Psalmen können in verschiedene Untergattungen unterteilt werden, darunter Psalmen der Klage, des Vertrauens, der Danksagung, des Lobpreises, Königs- und Weisheits-Psalmen, liturgische und historische Psalmen.¹ Konzentrieren wir uns auf drei Hauptüberschriften, unter denen wir die anderen unterbringen können:
Lobpreispsalmen - Diese Lieder feiern Gott als Schöpfer und Erlöser. Sie enthalten typischerweise:²
einen Aufruf zum Lob
einen Grund zum Lob
einen wiederholter Aufruf zum Lob
Psalm 146 ist ein Beispiel für einen Lobgesang.
Klagepsalmen (Bittgebete) - Wenn Trauer, Kummer und Bedrängnisse uns überwältigen, helfen uns diese Psalmen, Gott um Hilfe zu rufen. Beachte, dass fast jedes Klagelied zu zuversichtlichem Lobpreis übergeht (außer Psalm 88!). Psalmen der Klage trainieren unsere Herzen in göttlicher Trauer über unsere Sünde und die Lebensumstände. Sie enthalten typischerweise:³
eine Anrede bzw. Hinwendung zu Gott
Bitten
eine Beschreibung von Problemen und Bedrängnis
Gründe für Gott zu antworten
eine Vertrauenserklärung
ein Lob oder Versprechen
Psalm 86 ist ein Beispiel für einen Klagepsalm.
Danksagungspsalmen - Diese Psalmen drücken Freude aus und Dank für Gott und sein rettendes Handeln.
Psalm 30 ist ein Beispiel für einen Danksagungspsalm.
Das Thema der Psalmen
Eine der Herausforderungen bei der Interpretation der Psalmen ist die Frage: Wer spricht hier? Gott? David? Der Messias? Die Antwort ist, ja! Jesus und die NT-Autoren zitierten häufig Psalmen und bauten logische Argumente auf, die darauf basierten, wer im Psalm spricht:
Matthäus 22:41-45 (Jesu Argument basiert darauf, dass David die Worte von Psalm 110 sagt.)
Hebräer 1:13 (Gott spricht die Worte von Psalm 110.)
Apostelgeschichte 2:23-31 (David spricht in Psalm 16.)
Hebräer 2:12 (Jesus spricht in Psalm 22.)
Hebräer 3:7-11 (der Heilige Geist spricht die Worte von Psalm 95.)
Oft schüttet der menschliche Psalmist sein Herz zu Gott aus, aber dann wird die Sprache übertrieben und passt nicht mehr zu einem bloßen Menschen. Das ist genau das, was wir in Psalm 16 sehen, der von Petrus in Apostelgeschichte 2 zitiert und erklärt wird.
Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus, den Nazarener, einen Mann, der von Gott euch gegenüber beglaubigt wurde durch Kräfte und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte wirkte, wie ihr auch selbst wisst, diesen, der nach Gottes festgesetztem Ratschluss und Vorsehung dahingegeben worden war, habt ihr genommen und durch die Hände der Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen und getötet. Ihn hat Gott auferweckt, indem er die Wehen des Todes auflöste, weil es ja unmöglich war, dass Er von ihm festgehalten würde. David nämlich sagt von ihm:
»Ich sah den Herrn allezeit vor mir, denn er ist zu meiner Rechten, das ich nicht wanke. Darum freute sich mein Herz, und meine Zunge frohlockte; zudem wird auch mein Fleisch auf Hoffnung ruhen; denn du wirst meine Seele nicht dem Totenreich preisgeben und nicht zulassen, das dein Heiliger die Verwesung sieht. Du hast mir die Wege des Lebens gezeigt; du wirst mich mit Freude erfüllen vor deinem Angesicht!«
Ihr Männer und Brüder, es sei mir erlaubt, freimütig zu euch zu reden von dem Stammvater David: Er ist gestorben und begraben, und sein Grab ist unter uns bis zu diesem Tag. Da er nun ein Prophet war und wusste, das Gott ihm mit einem Eid verheißen hatte, dass er aus der Frucht seiner Lenden, dem Fleisch nach, den Christus erwecken werde, damit er auf seinem Thron sitze, hat er vorausschauend von der Auferstehung des Christus geredet, das seine Seele nicht dem Totenreich preisgegeben worden ist und auch sein Fleisch die Verwesung nicht gesehen hat.
—Apostelgeschichte 2:22–31
dass das, was David sagt, über Davids eigenes Leben hinausgeht;
und dass David in Psalm 16 absichtlich über den Messias prophezeite, welcher Davids Sohn und Davids Herr war, der ewig regieren würde. So werden die Worte von Psalm 16 letztlich als Worte von Jesus verstanden.
Die Autoren des Neuen Testaments, die Propheten des Alten Testaments und David selbst glaubten, dass die Psalmen vorausblickten, indem sie die Leiden Christi und die nachfolgende Herrlichkeit darstellten (1. Petrus 1:10-12).
Dr. Jason DeRouchie, How to Understand and Apply the Old Testament, 67.
Schlüssel zur Auslegung der Psalmen:
Lies den ganzen Psalm.
Überlege, wie dieser Psalm mit den umgebenden Psalmen zusammenhängt.
Erkenne die Struktur. Gehört dieser Psalm zu einer bestimmten Untergattung wie Lobpreis, Klage oder Danksagung?
Folge der Logik. Wie verbindet der Autor Gedanken und baut ein Argument auf?
Frage: Was offenbart dieser Psalm über das Wesen und den Charakter Gottes?
Frage: Was offenbart dieser Psalm über das Wesen und den Charakter des Menschen?
Fokussiere auf Jesus. Was offenbart dieser Psalm über Christus und sein Volk? (Mehr dazu in Lektion 7.)
Sprüche — Weisheit für das ganze Leben
Das Buch der Sprüche hat zwei Hauptabschnitte:
Die Kapitel 1 – 9 legen den Rahmen für das Lernen von Weisheit fest. Hier findest du wiederholte Aufrufe, den Weg der Weisheit zu beherzigen und dich von den Fallen der Torheit abzuwenden.
Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis;
nur Toren verachten Weisheit und Zucht!
—Sprüche 1:7
Die Kapitel 10 – 31 enthalten Hunderte von kurzen, prägnanten Sprichwörtern zu einer Vielzahl von allgemeinen Lebensfragen. Manchmal kommen sie als Zusammenstellung (z.B. Sprüche 30:1-33), aber meistens scheinen sie zufällig aneinander gereiht zu sein. Man kann versuchen, sie nach Themen anzuordnen - und es ist keine schlechte Sache, alles zu sehen, was die Sprüche zu einem bestimmten Thema zu sagen haben (z. B. Arbeit, Führung, Zorn, Geld). Obwohl die Themen gemischt sind, sind sie nicht zufällig. Ein Teil der Schönheit und Weisheit der Sprüche ist, dass man nicht alles in einer Dosis bekommt, was man zu einem Thema braucht. Es kommt vielmehr Stück für Stück, jedes Nugget soll in das Gefüge deines Denkens eingearbeitet werden.
Schlüssel zur Auslegung der Sprüche:⁴
1. Sprüche gelten für bestimmte Anlässe. Manchmal ist es am besten, einem Narren zu antworten (Sprüche 26:5), manchmal ist es am besten, den Mund zu halten (Sprüche 26:4). Weisheit erfordert, den Unterschied zu kennen.
2. Sprüche befassen sich oft mit ultimativen Wahrheiten (z.B. Sprüche 10:27). Die Wahrheiten der Sprüche funktionieren nicht immer in jeder spezifischen Situation. Dennoch wird die Zeit und besonders die Ewigkeit sowohl den Segen des Wandels auf dem Weg der Weisheit bestätigen als auch das endgültige Ende derer, die in Torheit wandeln.
Hiob & Prediger – wenn das Leben nicht mit der Weisheit der Sprüche in Einklang zu stehen scheint
Das Leben geht nicht immer den Weg der Sprüche. Manchmal werden faule Menschen reich, während hart arbeitende Männer und Frauen darum kämpfen, über die Runden zu kommen (siehe Spr 10:4). Wir können nicht immer direkte Linien von Ursache und Wirkung verfolgen, weder in Bezug auf die Segnungen noch auf die Prüfungen des Lebens. Tritt ein in die Bücher Hiob und Prediger. Einige haben diese Bücher "Anti-Sprüche" genannt, weil sie die andere Seite der Geschichte darstellen. Aber Hiob und Prediger bieten nicht einfach das Gegengewicht zu den Sprüchen. Hiob offenbart Gottes Perspektive auf das Leiden seines Volkes, und Prediger ruft uns auf, weise über das Leben in einer gefallenen Welt nachzudenken.
Die Auslegungs-Herausforderung
Um Hiob und Prediger richtig auszulegen, müssen wir die Perspektive der Redner richtig erkennen. Betrachte die folgenden Zitate:
Da antwortete Bildad, der Schuchiter, und sprach:
Wie lange willst du solche Reden führen, wie lange sollen die Worte deines Mundes wie heftiger Wind sein? Beugt denn Gott das Recht, oder verkehrt der Allmächtige die Gerechtigkeit? Wenn deine Kinder gegen ihn gesündigt haben, so hat er sie dahingegeben in die Gewalt ihrer Missetat. Bist du es aber, so suche Gott ernstlich und flehe um Gnade zu dem Allmächtigen! Wenn du lauter und aufrichtig bist, so wird er sich um deinetwillen aufmachen und dein gerechtes Heim wiederherstellen. Da wird dein früheres Glück im Vergleich zu deinem späteren klein sein!
—Hiob 8:1–7
Ich, der Prediger, war König über Israel in Jerusalem. Ich richtete mein Herz darauf, mit Weisheit alles zu erforschen und zu ergründen, was unter dem Himmel getan wird. Das ist ein mühseliges Geschäft, das Gott den Menschenkindern gegeben hat, damit sie sich mit ihm plagen sollen. Ich beobachtete alle Werke, die getan werden unter der Sonne, und siehe, es war alles nichtig und ein Haschen nach Wind! Krumme Sachen kann man nicht gerade machen, und die, welche fehlen, kann man nicht zählen.
Da redete ich mit meinem Herzen und sprach: Siehe, nun habe ich mir mehr und größere Weisheit angeeignet als alle, die vor mir über Jerusalem herrschten, und mein Herz hat viel Weisheit und Wissenschaft gesehen; und ich richtete mein Herz darauf, die Weisheit zu erkennen, und zu erkennen, was Tollheit und Unverstand sei; aber ich habe auch das als ein Haschen nach Wind erkannt. Denn wo viel Weisheit ist, da ist auch viel Enttäuschung, und wer sein Wissen mehrt, der mehrt seinen Schmerz.
—Prediger 1:12–18
In Hiob 8,1-7 spricht Hiobs "Freund", Bildad, einige Körnchen Wahrheit, aber sie sind verzerrt, mit Anmaßung vorgetragen und vereinfachend angewendet. Im zweiten Zitat ist das, was der Prediger über das Leben beobachtet, richtig - wenn es aus einer Perspektive des Lebens kommt, der die Sicht für Gottes souveräne Hand und die Realität der Ewigkeit fehlt.
Diese Bücher führen uns in den Kampf des Glaubens ein, der alles betrifft, was wir nicht verstehen. Beide Bücher liefern aber auch die nötige Farbkorrektur, die uns hilft, unser Vertrauen auf Gott wiederherzustellen und uns selbst und die Welt, in der wir leben, richtig zu sehen. Hiob schließt mit Gottes gnädiger Zurechtweisung und Belehrung (Kap. 38-41). Indem wir Gottes Unterweisung als das definierende Paradigma betrachten, können wir zu Recht erkennen, wo sich Hiobs Freunde (und manchmal Hiob selbst) verlaufen haben. Ebenso schließt Prediger mit Weisheit, durch die wir die Beobachtungen, die im Rest des Buches gemacht wurden, neu einordnen können:
Lasst uns die Summe aller Lehre hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das macht den ganzen Menschen aus. Denn Gott wird jedes Werk vor ein Gericht bringen, samt allem Verborgenen, es sei gut oder böse.
—Prediger 12:13–14
Schlüssel zur Auslegung von Hiob und Prediger:
Erlaube dir, eine Weile die Frustration oder Verzweiflung jeder Passage nachzufühlen. Dies ist notwendig, um die im breiteren Kontext gefundene Auflösung wirklich zu verstehen und zu schätzen.
Verbinde die Passage mit ihrem umgebenden Kontext und der Schlussfolgerung des Buches.
Frage nach dem Sprecher. Was macht der Sprecher im Leben richtig? Was macht der Sprecher falsch? Welche Wahrheit sieht er und welche übersieht er?
Frage nach Gott. Welche Wahrheiten über Gottes Charakter und seine Wege offenbart dieser Text? Achte darauf, dass diese Bücher manchmal eine Wahrheit über Gott dadurch offenbaren, dass sie in den Worten des Sprechers fehlt.
Frage nach der Weisheit Christi. Welche Dilemmata stellt dieser Text dar, die letztlich im und durch das Evangelium Jesu Christi gelöst werden? (Siehe Lektion 7.)