Der „Gebrauch“ der Schrift bezieht sich auf den Prozess des Arbeitens mit und aus der Schrift, um eine biblische Vision für das Leben zu konstruieren und zu kultivieren oder, mit anderen Worten, Jünger aus der Schrift zu machen, indem man die Lehre entwickelt, die Ethik bestimmt und den Gottesdienst mit der Schrift ordnet.
Diese Lektion befasst sich damit, wie wir der Aufforderung gehorchen können, die Bibel richtig zu gebrauchen, wenn wir verschiedene Genres auslegen (Lektion 5), theologisch lesen (Lektion 6), die ganze Bibel mit Christus als Schlüssel auslegen (Lektion 7) und den Text anwenden (Lektion 9). Sie versucht, Fragen zu beantworten wie:
Wie können wir heute in der christlichen Lehre Erzählungen aus dem AT verwenden?
Wie sollten Christen bei der Formulierung von Antworten auf drängende ethische Fragen die Gesetze des AT verwenden?
Können wir die Verheißungen der AT nutzen, um uns gegenseitig im Glauben zu ermutigen?
Sollten wir die AT Weisheitsliteratur verwenden, um heute den Weg der Weisheit und des Erfolgs zu finden?
Wie sollen wir die Evangelien und die Apostelgeschichte nutzen, wenn wir eine Vision für eine neue Gemeindegründung entwickeln?
Wie sollten wir die Befehle in einem NT Brief gebrauchen, um heute das Gemeindeleben zu regeln?
Wie kann uns die Offenbarung bei dem Versuch helfen, unserer Welt einen Sinn zu geben und in einem turbulenten Zeitalter treu zu leben?
Wenn wir die Schrift richtig gebrauchen (das heißt so, wie Gott es beabsichtigt), entwickeln wir wahre und lebensspendende Lehre, treue Ethik und Anbetung, die unserem Herrn gefällt. Dennoch müssen wir einer ernüchternden Tatsache ins Auge sehen: Wir können die Schrift auch falsch gebrauchen. Wenn wir das tun, sind die Kosten immens: falsche und todbringende Lehre, untreue Ethik und Anbetung, die unser Herr verabscheut.
Der falsche Gebrauch der Bibel
Die Schrift und die Geschichte erzählen zahlreiche Beispiele von denen, die die Schrift falsch benutzt haben, oft wegen ihres bösen Wunsches, ihre eigene Sünde zu rechtfertigen, andere zu täuschen oder götzendienerische Anbetung zu etablieren (2. Petrus 2). Wir sehen dies heute im Westen, wenn Menschen die Schrift verwenden, um LGBTQ+ Identitäten und Praktiken zu bestätigen oder die götzendienerische Anbetung eines politischen Führers oder einer Bewegung zu fördern.
Wir sehen die Kosten des falschen Gebrauchs der Heiligen Schrift, wenn wir ein Beispiel aus der Geschichte betrachten. Mitte des 19. Jahrhunderts benutzten einige amerikanische Christen die Bibel, um eine götzendienerische Theologie zu konstruieren, die die weiße Vorherrschaft bestätigte, um eine böse Ethik zu entwickeln, die das abscheuliche System der amerikanischen Sklaverei förderte, und um Kirchen fälschlicherweise nach ungerechten Rassenhierarchien zu ordnen.¹ Regierungsführer und Kirchenbeamte missbrauchten die Schrift, indem sie Verse, Geschichten und ganze Bücher der Bibel ignorierten oder wegließen, die einem solchen götzendienerischen System entgegentreten. Gesetze hinderten versklavte Menschen daran, ganze Bibeln zu erhalten und zu lernen, wie man sie liest. Kirchenführer und Konfessionen waren abhängig vom Zehnten aus den Profiten der Sklavenhalter und um diese günstig zu stimmen, benutzten sie die Schrift, um ihre Bosheit zu rechtfertigen.
Aufleben in der Religion und Aufleben im Sklavenhandel gehen Hand in Hand. Die Kirche und das Sklavengefängnis stehen nebeneinander, das Stöhnen und Schreien des untröstlichen Sklaven geht oft unter in der frommen Andacht seines religiösen Herren ... Während das blutbefleckte Gold die Kanzel stützt, bedeckt die Kanzel das höllische Geschäft mit dem Gewand des Christentums.
—Frederick Douglass, zitiert in Through the Storm, Through the Night von Paul Harvey, meine Übersetzung
Einige benutzten sogar die Schrift, um betrügerische Katechismen zu entwickeln. Die Schrift wurde missbraucht, um versklavte Menschen durch die götzendienerische Theologie zu kontrollieren, die dieser bösen Institution zugrunde lag:
Wofür hat Gott dich geschaffen?
Um eine Ernte zu machen.
Was bedeutet "Du sollst keinen Ehebruch begehen"?
Unserem himmlischen Vater und unserem irdischen Herren zu dienen, unserem Aufseher zu gehorchen und nichts zu stehlen.
—zitiert in Jones, African Americans and the Christian Churches: 1619-1860, 89, meine Übersetzung
Zu sehen, wie die Bibel benutzt wird, um solche abscheulichen und ungerechten Ziele zu erreichen, sollte uns betrüben und anwidern.
Aber es sollte uns nicht schockieren. Gottes Wort ist absolut gut und absolut vertrauenswürdig. Aber Satan hat seit dem Garten Eden Gottes Worte verdreht, um seine bösen Pläne zu verwirklichen. Wurde unser Herr nicht von den Schriftgelehrten und Pharisäern gekreuzigt, die Gottes Wort benutzten, um ihre Tötung des lebendigen Wortes zu rechtfertigen? Noch heute morden und lügen die Kinder des Teufels, verdrehen und missbrauchen die Schrift wie ihr Vater, der Teufel. In der Tat ist es eine von Satans Lieblingsstrategien, die Bibel zu verdrehen und sie falsch zu gebrauchen:
In 1. Mose 3 verdrehte Satan Gottes Wort, um Eva zu täuschen.
Zur Zeit Jeremias missbrauchten falsche Propheten Gottes Verheißungen über den Tempel, um dem Volk von Juda falschen Trost zu spenden, während es in seiner Bosheit und in seinem Götzendienst fortfuhr (Jeremia 7:1-15).
In den Evangelien versuchte Satan Jesus mit der Heiligen Schrift (Matthäus 4:5-7).
In den Briefen warnten die Apostel vor Gegnern, die das Gesetz missbrauchten, um das Evangelium zu verschleiern, Christen zu täuschen und die Gemeinde zu zerstören (Galater 1:6-9; 2. Petrus 2:1-3).²
In der Offenbarung lehren und täuschen falsche Propheten unter den Gemeinden (Offenbarung 2:14-16,20-23) und täuschen die Welt, indem sie mit Satans eigener trügerischer Zunge sprechen (Offenbarung 13:11,14-17).
Nenne ein weiteres Beispiel aus der Bibel, wo die Schrift missbraucht wird, um andere zu täuschen oder ihnen anderweitig zu schaden.
Das einzige Mittel gegen den falschen Gebrauch der Schrift ist der richtige und angemessene Gebrauch der Schrift.
Unsere Berufung ist es, die Schrift richtig zu gebrauchen. Um die Schrift so zu gebrauchen, wie Gott es beabsichtigt, müssen wir...
...Lehre entwickeln, die im wahren Christus verwurzelt ist
...Ethik festlegen, die ihn richtig repräsentiert
...Anbetung und Gemeindeleben auf eine Weise regeln, die ihm gefällt
Das einzige Mittel gegen den falschen Gebrauch der Schrift ist der richtige und angemessene Gebrauch der Schrift. Tatsächlich stellt die Bibel nicht nur fest, dass Satan und seine Kinder die Bibel auf böse und betrügerische Weise gebrauchen, sondern sie verlangt, dass wir uns einer solchen Bosheit widersetzen, indem wir die Schrift richtig gebrauchen. Nimm dir etwas Zeit, um die folgenden Schriftstellen durchzulesen. Einige von ihnen, wie Jeremia 7 und Matthäus 4, zeigen einen Fall, in dem jemand dem falschen Gebrauch der Schrift den richtigen Gebrauch der Schrift entgegensetzte. Andere Texte, wie 5. Mose 8 und 2. Petrus 3, rufen uns auf, die Schrift im Allgemeinen zu gebrauchen und danach zu leben. Schließlich hören wir in der Passage aus 1. Timotheus, wie Paulus falsche Lehrer anprangert, weil sie die Schrift (insbesondere das Gesetz) nicht richtig gebrauchen.
Und du sollst an den ganzen Weg gedenken, durch den der Herr, dein Gott, dich geführt hat diese 40 Jahre lang in der Wüste, um dich zu demütigen, um dich zu prüfen, damit offenbar würde, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht. Und er demütigte dich und ließ dich hungern und speiste dich mit dem Manna, das weder du noch deine Väter gekannt hatten, um dich erkennen zu lassen, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern dass er von all dem lebt, was aus dem Mund des Herrn hervorgeht.
—5. Mose 8:2–3
Dies ist das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging:
Stelle dich in das Tor am Haus des Herrn und rufe dort dieses Wort aus und sprich:
Hört das Wort des Herrn, ihr alle aus Juda, die ihr zu diesen Toren hineingeht, um den Herrn anzubeten! So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels:
Bessert euren Wandel und eure Taten, so will ich euch an diesem Ort wohnen lassen! Verlasst euch nicht auf trügerische Worte wie diese: »Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn ist dies!«
—Jeremia 7:1–4
Darauf nimmt ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellt ihn auf die Zinne des Tempels und spricht zu ihm:
Wenn du Gottes Sohn bist, so stürze dich hinab; denn es steht geschrieben:
»Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben,
und sie werden dich auf den Händen tragen,
damit du deinen Fuß nicht etwa an einen Stein stößt«.
Da sprach Jesus zu ihm:
Wiederum steht geschrieben: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!«
—Matthäus 4:5–7
Wir wissen aber, dass das Gesetz gut ist, wenn man es gesetzmäßig anwendet und berücksichtigt, dass einem Gerechten kein Gesetz auferlegt ist, sondern Gesetzlosen und Widerspenstigen, Gottlosen und Sündern, Unheiligen und Gemeinen, solchen, die Vater und Mutter misshandeln, Menschen töten, Unzüchtigen, Knabenschändern, Menschenräubern, Lügnern, Meineidigen und was sonst der gesunden Lehre widerspricht, nach dem Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes, das mir anvertraut worden ist.
—1. Timotheus 1:8–11
Geliebte, dies ist nun schon der zweite Brief, den ich euch schreibe, um durch Erinnerung eure lautere Gesinnung aufzuwecken, damit ihr an die Worte gedenkt, die von den heiligen Propheten vorausgesagt worden sind, und dessen, was euch der Herr und Retter durch uns, die Apostel, aufgetragen hat.
—2. Petrus 3:1–2
Die gute Nachricht ist, dass die Bibel nicht nur verlangt, dass wir sie richtig gebrauchen. Sie ist uns auch Vorbild darin, wie man sie richtig gebraucht. In den Lektionen 6 und 7 haben wir festgestellt, was der richtige Gebrauch der Heiligen Schrift beinhaltet:
theologisches Lesen (die vier Zweige)
Lesen mit Christus als Schlüssel
In dieser Lektion betrachten wir genauer, wie die Bibel den richtigen Gebrauch verschiedener Genres (Lektion 5) modelliert. Um dieses Ziel zu erreichen, konzentriert sich jeder Schritt auf ein biblisches Genre, betrachtet biblische Beispiele für den richtigen Gebrauch dieses Genres und schlägt ein Auslegungsprinzip vor, das im Vorbild der Bibel selbst verwurzelt ist.