Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen.
—Matthäus 28:18–20, meine Hervorhebung
Wie befolgen wir den Missionsbefehl Christi, alle Völker zu Jüngern zu machen?
Wir müssen nicht nur hingehen und taufen, sondern wir müssen die Jünger auch alles halten lehren, was Jesus geboten hat (Matthäus 28:19). Diese Worte beziehen sich zwar auf die gesamte Heilige Schrift, aber am unmittelbarsten auf die Gebote Christi in den Evangelien.
Und es ist nicht nur das Buch Matthäus, das uns auffordert, die Evangelien auf diese Weise zu nutzen. Das Markusevangelium fordert uns auf, sein Zeugnis anzunehmen und Jesus nachzufolgen (Markus 1:1; 2:17). Das Lukasevangelium ermutigt uns, es als vertrauenswürdigen Bericht zu verwenden, der uns Gewissheit darüber gibt, wer Jesus ist und was er getan hat (Lukas 1:1-4). Das Johannesevangelium fordert uns auf, es als Quelle für unseren Glauben an Jesus zu nutzen (Johannes 20:31).
Viele Menschen haben die Evangelien jedoch falsch verwendet. Die Zeugen Jehovas benutzen sie, um ihre falsche Lehre zu stützen, dass Jesus nicht wirklich Gott ist. Einige fortschrittliche "Christen" benutzen die Evangelien, um eine Sicht auf die Sexualität zu bekräftigen, die Jesus und sein Wort eindeutig ablehnt. Andere benutzen die Evangelien, um einen falschen Jesus zu erschaffen, der lediglich ein menschlicher Lehrer ist und nicht Gott, der fleischgewordene Sohn.
Die Evangelien verlangen, dass wir ihr vollständiges Zeugnis als wahr und vertrauenswürdig annehmen: Jesus ist der menschgewordene Gottessohn, Israels Messias und Israels Herr. Aber wie lehrt uns der Rest der Bibel, die Evangelien zu verwenden?
Ein biblisches Vorbild für den richtigen Gebrauch der Evangelien
Der Rest des NT zitiert aus den Evangelien, um den Gottesdienst zu ordnen, die Lehre zu entwickeln und die christliche Ethik darzulegen. In 1. Timotheus 5 zitiert Paulus aus Lukas 10 (zusammen mit 5. Mose 25), um seine Aufforderung an die Gemeinden zu untermauern, dass sie Älteste bzw. Lehrer finanziell unterstützen (1. Timotheus 5:18).¹ Jakobus verwendet Matthäus 5, um die Christen über Eide zu belehren (Jakobus 5:12).² Johannes verwendet sein eigenes Evangelium, um die Christen zu lehren, einander zu lieben (1. Johannes 2:7-8).³
Schauen wir uns ein biblisches Beispiel für den richtigen Gebrauch der Evangelien genauer an. In 1. Korinther 11 schrieb der Apostel Paulus, um die Gemeinde in Korinth zu korrigieren, weil sie das Abendmahl falsch feierten. Paulus benutzte den Bericht des Lukas über das Abendmahl, um sie zu korrigieren.
Legen wir zunächst die Beweise dar, dass Paulus höchstwahrscheinlich aus dem Lukasevangelium zitiert. Achte beim Lesen von Lukas und 1. Korinther auf Parallelen zwischen den beiden Texten:
Und er nahm das Brot, dankte, brach es, gab es ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis! Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.
—Lukas 22:19–20
Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe, nämlich dass der Herr Jesus in der Nacht, als er verraten wurde, Brot nahm, und dankte, es brach und sprach: Nehmt, esst! Das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird; dies tut zu meinem Gedächtnis! Desgleichen auch den Kelch, nach dem Mahl, indem er sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; dies tut, so oft ihr ihn trinkt, zu meinem Gedächtnis! Denn so oft ihr dieses Brot esst und diesen Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
—1. Korinther 11:23–26
Die griechischen Texte zeigen die Ähnlichkeiten noch deutlicher. Auch wenn du kein Griechisch lesen kannst, solltest du dir das Bild unten ansehen, um zu sehen, dass Paulus genau die Worte und Sätze aus dem Lukasevangelium zitiert.
Angesichts dieser Belege scheint es möglich, dass Paulus aus dem Lukasevangelium zitierte, um die Korinther bei der Feier des Abendmahls anzuleiten.⁴ Wenn Paulus in 1. Korinther 11:23 sagt: "Ich habe von dem Herrn empfangen", meinen wir, dass er sich auf die Tatsache bezog, dass Jesus das Abendmahl während seines irdischen Wirkens eingesetzt hat. Wir sind der Meinung, dass die Parallelen in den oben genannten Texten zeigen, dass Paulus dann aus dem Lukasevangelium zitierte, um festzustellen, was der Herr Jesus tat und sagte.
Betrachten wir nun, wie Paulus das Lukasevangelium benutzte, um die Korinther zu korrigieren.
Das aber kann ich, da ich am Anordnen bin, nicht loben, dass eure Zusammenkünfte nicht besser, sondern schlechter werden. Denn erstens höre ich, dass Spaltungen unter euch sind, wenn ihr in der Gemeinde zusammenkommt, und zum Teil glaube ich es; denn es müssen ja auch Parteiungen unter euch sein, damit die Bewährten offenbar werden unter euch! Wenn ihr nun am selben Ort zusammenkommt, so geschieht das doch nicht, um das Mahl des Herrn zu essen; denn jeder nimmt beim Essen sein eigenes Mahl vorweg, so dass der eine hungrig, der andere betrunken ist. Habt ihr denn keine Häuser, wo ihr essen und trinken könnt? Oder verachtet ihr die Gemeinde Gottes und beschämt die, welche nichts haben? Was soll ich euch sagen? Soll ich euch etwa loben? Dafür lobe ich euch nicht!
Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe, nämlich dass der Herr Jesus in der Nacht, als er verraten wurde, Brot nahm, und dankte, es brach und sprach: Nehmt, esst! Das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird; dies tut zu meinem Gedächtnis! Desgleichen auch den Kelch, nach dem Mahl, indem er sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; dies tut, so oft ihr ihn trinkt, zu meinem Gedächtnis! Denn so oft ihr dieses Brot esst und diesen Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
Wer also unwürdig dieses Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt, der ist schuldig am Leib und Blut des Herrn. Der Mensch prüfe aber sich selbst, und so soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken; denn wer unwürdig isst und trinkt, der isst und trinkt sich selbst ein Gericht, weil er den Leib des Herrn nicht unterscheidet. Deshalb sind unter euch viele Schwache und Kranke, und eine beträchtliche Zahl sind entschlafen. Denn wenn wir uns selbst richteten, würden wir nicht gerichtet werden; wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir vom Herrn gezüchtigt, damit wir nicht samt der Welt verurteilt werden.
Darum, meine Brüder, wenn ihr zum Essen zusammenkommt, so wartet aufeinander! Wenn aber jemand hungrig ist, so esse er daheim, damit ihr nicht zum Gericht zusammenkommt. Das übrige will ich anordnen, sobald ich komme.
—1. Korinther 11:17-34
Notiere drei Arten, wie Paulus das Lukasevangelium in diesen Versen benutzt. (Zum Beispiel benutzt Paulus den Bericht des Lukas als ein wahres und genaues Zeugnis).
Wie leitet uns die Bibel durch ihren eigenen Gebrauch der Evangelien?
Das biblische Beispiel lehrt uns, die Evangelien als bundestiftende Zeugnisse zu verwenden, die
das AT erfüllen,
Christus offenbaren
und die Gemeinde begründen.
Bundesstiftende Zeugnisse
Die Evangelien sind Erzählungen, aber sie sind nicht nur Erzählungen. Sie bezeugen, was Gott in Christus getan hat, um den Neuen Bund zu errichten. Damit bilden sie die Grundlage für den Glauben und die Praxis der Gemeinde. Wir sehen, wie Paulus das Lukasevangelium auf diese Weise verwendet. Paulus verwendet den Bericht des Lukas über das Abendmahl als einen wahren Bericht, der festlegt, wie die Gemeinde dieses Bundesmahl feiern soll. In ähnlicher Weise verwendet Paulus in 1. Timotheus 5 die Lehre Jesu, um die Gemeinden aufzufordern, ihre lehrenden Ältesten zu bezahlen. Wie bereits erwähnt, erklären die Evangelien selbst, dass wir ihre Zeugnisse als Grundlage dafür nehmen müssen, was wir über Jesus glauben und wie wir ihm nachfolgen sollen.
Wir sollten dem Beispiel der Bibel folgen, indem wir die Evangelien als bundestiftende Zeugnisse verwenden. Die Evangelien stehen nicht im Widerspruch zum Rest des NT, wie manche behaupten. Vielmehr bilden sie die Grundlage für alles, was im NT folgt.
Erfüllen das AT
Als Zeugnisse des Neuen Bundes zeigen die Evangelien, wie Christus und sein Neuer Bund all das erfüllen, was das AT versprochen und vorausgeschaut hat. Wenn wir die Verwendung des Lukasevangeliums durch Paulus betrachten, sehen wir, dass Paulus von den Christen erwartete, dass sie bestimmte Praktiken des Neuen Bundes befolgen. Das Volk Gottes steht nicht mehr unter dem Alten Bund mit seinen Bundesbräuchen (Beschneidung, Passahfest usw.). Stattdessen hat Gott in Christus gehandelt, um seinen Neuen Bund mit Praktiken des Neuen Bundes wie Taufe und Abendmahl zu errichten. Daher verwendete Paulus die Evangelien, um Gottes Volk des Neuen Bundes zu belehren.
Auch wir sollten die Evangelien direkt verwenden, um Institutionen des Neuen Bundes (wie die Gemeinde) und Praktiken (wie Taufe und Abendmahl) zu ordnen.
Offenbaren Christus
Die Evangelien offenbaren Jesus am deutlichsten und direktesten. Sie bezeugen, wer er ist (Gott, der fleischgewordene Sohn). Sie bezeugen, was er getan hat (er hat gelebt, ist gestorben, auferstanden und für sein Volk aufgestiegen, wie Gott es versprochen hat). Sie schreiben getreu auf, was er gelehrt hat. Paulus benutzte das Lukasevangelium eindeutig auf diese Weise. Er nahm den Bericht des Lukas als wahrheitsgetreue und verbindliche Aufzeichnung dessen an, was Jesus "in der Nacht, in der er verraten wurde", gesagt und getan hatte. Er legte den Bericht des Lukas auch als ein vertrauenswürdiges Zeugnis dafür vor, wie Jesus seine Gemeinde in der Gegenwart leben lassen will.
Auch wir sollten die Evangelien als vertrauenswürdige und verbindliche Zeugnisse nutzen, die uns Jesus offenbaren.
Begründen die Gemeinde
Die Geschichte zeigt oft, wer und warum wir sind. So wie das 5. Buch Mose auf die Patriarchen und den Exodus schaut, um Israel zu definieren, so schaut das NT auf die Berichte der Evangelien über Jesus, um die Gemeinde zu definieren und zu leiten. Die Evangelien begründen die Gemeinde, indem sie von unserer Geschichte in Christus Zeugnis ablegen. Sowohl Lukas als auch Paulus stellen das Abendmahl als eine Bundeszeremonie dar, die den stellvertretenden, sühnenden Tod Christi am Kreuz verkündet, die Gemeinde an ihre Identität in Christus erinnert und die sie zur Hoffnung auf seine verheißene Wiederkunft aufruft. Ebenso sollten wir die Evangelien als unsere Geschichte und damit als Quelle und Muster für Gottes Geschichte nutzen, die die Gemeinde in der Welt verwirklichen soll.