Lektion 1: Das Fundament

Der Gegenstand unserer Auslegung

Es würde sich kaum lohnen, diesen Kurs zu belegen, wenn es um die Auslegung von Märchen ginge. Lies sie, wie du möchtest. Was würde es bedeuten, wenn du sie richtig verstehst oder nicht? Nichts hängt davon ab.
Aber das ist nicht unsere Situation, denn die Bibel ist einzigartig. Sie ist das Wort Gottes. Daher versuchen wir, die Bibel so auszulegen, wie der Autor sein Buch verstanden haben möchte. Und wie wir im vorherigen Schritt gesehen haben, ist unser Erfolg dabei von großer Bedeutung. Der Grund dafür liegt in der Gewichtigkeit des Buches, das wir auszulegen versuchen. Es ist das Wort des Herrn selbst – wenn etwas von Bedeutung ist, dann dies.
Bevor wir uns also mit den Prinzipien befassen, die wir zur Auslegung der Bibel verwenden, müssen wir uns mit dem auseinandersetzen, womit wir es zu tun haben, nämlich mit der Tatsache, dass Gott ein Buch geschrieben hat. (Klicke auf CC im Video rechts unten, um deutsche Untertitel einzuschalten.)

Unfehlbar und irrtumslos

Gottes Wort ist vollkommen – ohne Mangel oder Fehler. Es ist zuverlässig – immer wahrhaftig. Es ist richtig – ohne Kompromisse. Es ist lauter – ohne jegliche Befleckung. Es ist rein – geeignet zur Anbetung. Es ist Wahrheit – ohne jede Lüge.
Gott ist nicht ein Mensch, dass er lüge, noch ein Menschenkind, dass ihn etwas gereuen würde. Was er gesagt hat, sollte er es nicht tun? Was er geredet hat, sollte er es nicht ausführen? —4. Mose 23:19
Das Gesetz des HERRN ist vollkommen, es erquickt die Seele; das Zeugnis des HERRN ist zuverlässig, es macht den Unverständigen weise. Die Befehle des HERRN sind richtig, sie erfreuen das Herz; das Gebot des HERRN ist lauter, es erleuchtet die Augen. Die Furcht des HERRN ist rein, sie bleibt in Ewigkeit; die Bestimmungen des HERRN sind Wahrheit, sie sind allesamt gerecht. —Psalm 19:8–10
Paulus, Knecht Gottes und Apostel Jesu Christi, gemäß dem Glauben der Auserwählten Gottes und der Erkenntnis der Wahrheit, die der Gottesfurcht entspricht, aufgrund der Hoffnung des ewigen Lebens, das Gott, der nicht lügen kann, vor ewigen Zeiten verheißen hat — zu seiner Zeit aber hat er sein Wort geoffenbart in der Verkündigung, mit der ich betraut worden bin nach dem Befehl Gottes, unseres Retters — —Titus 1:1–3, Hervorhebung von mir

Inwiefern nährt die Unfehlbarkeit und Irrtumslosigkeit der Bibel deinen Wunsch, sie richtig auszulegen?

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Autoritativ


die Schrift kann doch nicht gebrochen werden
Jesus (Johannes 10:35b, Luther-Übersetzung 2017)
Ja, wir können Gottes Gebote brechen. Aber wir können die Schrift nicht brechen, die das göttliche Urteil über unsere Gesetzesübertretung verkündet. Gottes Wort ist zuverlässig und es ist Torheit, diese Tatsache zu bestreiten.
Denn »alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie die Blume des Grases. Das Gras ist verdorrt und seine Blume abgefallen; aber das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit.« —1. Petrus 1:24-25a
Ja, o Mensch, wer bist denn du, das du mit Gott rechten willst? —Römer 9:20a
Gleichzeitig ist jedoch zu beachten, dass der Text selbst autoritativ ist, nicht seine menschlichen Autoren. Die Worte des ersten und zweiten Petrus sind insgesamt vollkommen, aber das bedeutet nicht, dass Petrus sich nicht geirrt hat (Galater 2:11-14). Seine in der Heiligen Schrift aufgezeichneten Worte sind aufgrund des besonderen Wirkens des Heiligen Geistes wahr - trotz seiner persönlichen Unvollkommenheiten. Petrus beschreibt es folgendermaßen:
Denn niemals wurde eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben die heiligen Menschen Gottes geredet. —2. Petrus 1:21

Inwiefern nährt die Autorität der Bibel deinen Wunsch, sie richtig auszulegen?

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Die Autorität der Schrift ist für die christliche Kirche in unserer wie in jeder Zeit eine Schlüsselfrage. Wer sich zum Glauben an Jesus Christus als Herrn und Retter bekennt, ist aufgerufen, die Wirklichkeit seiner Jüngerschaft durch demütigen und treuen Gehorsam gegenüber Gottes geschriebenem Wort zu erweisen. In Glauben oder Leben von der Schrift abzuirren, ist Untreue unserem Herrn gegenüber. Das Anerkennen der absoluten Wahrheit und Zuverlässigkeit der Heiligen Schrift ist für ein völliges Erfassen und angemessenes Bekenntnis ihrer Autorität unerlässlich.
Aus der Chicago-Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Bibel

Historisch und theologisch

Die Bibel ist ein Buch der Realität. Dies umfasst sowohl die geistliche als auch die physische Realität, sowohl die letztgültige Realität als auch ihre Schatten. Die Schrift so zu reduzieren, dass sie nur eine geistliche Botschaft enthält, bedeutet, ihre geistliche Botschaft zu zerstören. Zum Beispiel ist die geistliche Realität der Gläubigen, die jetzt mit Christus zu neuem Leben erweckt werden (Epheser 2:5-6), untrennbar mit der leiblichen Auferstehung Jesu verbunden.
Wenn aber Christus nicht auferstanden ist, so ist unsere Verkündigung vergeblich, und vergeblich auch euer Glaube! —1. Korinther 15:14
Auch wenn Jonas dreitägiger Aufenthalt im Bauch eines großen Fisches von etwas Größerem im Tod Jesu spricht (Matthäus 12:40), schließt dies in keiner Weise die Tatsache aus, dass Jona wirklich von diesem Fisch verschluckt wurde. Wenn der Text uns sagt, dass das physisch passiert ist (und das tut er), dann ist es passiert.
Es ist genau wie die Schöpfung, die Sintflut und das Passah. Dies sind Dinge, die wirklich passiert sind, aber auch Dinge, die auf letztgültige Wirklichkeiten hinweisen, die später kommen sollen: in der Neuen Schöpfung (2. Korinther 5:17; Offenbarung 21:1ff), dem Gericht (2. Petrus 3:5-7) und dem Kreuz (1 Korinther 5:7).

Übersetzbar

Das Erlernen der Originalsprache der Bibel ist sicherlich ein lohnendes Unterfangen, das es dir ermöglicht, genauer auszulegen. Aber das richtige Verständnis des Textes hängt nicht davon ab. Der Grund liegt darin, dass nicht die Form der Buchstaben oder die Aussprache der Wörter wichtig sind, sondern die Bedeutung der Wörter. Diese kann im Gegensatz zur Buchstabenform und Aussprache übersetzt werden.
Die Gültigkeit von Bibelübersetzungen als Quelle für richtige Auslegung wird durch das Beispiel der Heiligen Schrift selbst bestätigt. Die Autoren des Neuen Testaments, die auf Griechisch schreiben, zitieren häufig die griechische Übersetzung des Alten Testaments (das ursprünglich auf Hebräisch geschrieben war), die ihnen zu dieser Zeit zur Verfügung stand. Aus dieser Tatsache zieht Roger Nicole eine sehr wichtige Schlussfolgerung.
Die Bereitschaft [der Verfasser des Neuen Testaments], die Septuaginta trotz ihrer gelegentlichen Mängel zu verwenden, lehrt die wichtige Lektion, dass die grundlegende Botschaft, die Gott zu übermitteln beabsichtigte, sogar durch eine Übersetzung vermittelt werden kann. The Right Doctrine from the Wrong Texts?, Kindle ed., loc. 177-178, meine Übersetzung
Das heißt, das Neue Testament zitiert eine Übersetzung des Alten Testaments als autoritativ und zeigt beispielhaft, dass ehrliche (wenn auch unvollkommene) Bibelübersetzungen ein gültiges Mittel sind, um Gottes Wort zu verstehen und zu befolgen.

Hart und klar

Schließlich möchten wir nicht unerwähnt lassen, dass die Bibel auch schwer auszulegen sein kann. Wenn dem nicht so wäre, gäbe es keinen Grund für diesen Kurs. Aber die Art und Weise, wie wir an die Schwierigkeit herangehen, wird dich vielleicht überraschen. Überlege, wie Petrus und Paulus jeweils über die Schriften des Paulus sprechen (zusammen mit dem Rest der Heiligen Schrift).
In ihnen ist manches schwer zu verstehen, was die Unwissenden und Ungefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben. —2. Petrus 3:16b
Bedenke die Dinge, die ich sage; und der Herr gebe dir in allem Verständnis! —2. Timotheus 2:7
Die Heilige Schrift kann schwer zu verstehen sein. Unwissenheit und Instabilität können dazu führen, dass wir sie verdrehen. Aber durch Aufmerksamkeit und die Hilfe des Herrn kommt Verständnis.
Und darum geht es im Rest dieses Kurses. Du wirst keine magischen Schlüssel zur Auslegung oder hermeneutische Geheimnisse finden – nur biblisch informierte Aufmerksamkeit und viele Gebete um Verständnis. Denn unser Anliegen ist es nicht, zu zeigen, wie gebildet und akademisch wir sein können, sondern uns demütig unserem Schöpfer und Herrn zu unterwerfen. Tatsächlich hat Gott sein Wort nicht außerhalb unserer Reichweite verborgen. Es ist in unserem Mund und in unserem Herzen, damit wir es hören, verstehen und befolgen können.
Denn dieses Gebot, das ich dir heute gebiete, ist nicht zu wunderbar für dich und nicht zu fern. Es ist nicht im Himmel, dass du sagen müsstest: »Wer will für uns zum Himmel fahren und es uns holen und es uns hören lassen, dass wir es tun?« Es ist auch nicht jenseits des Meeres, dass du sagen müsstest: »Wer will für uns über das Meer fahren und es uns holen und es uns hören lassen, dass wir es tun?« Sondern das Wort ist sehr nahe bei dir, in deinem Mund und in deinem Herzen, so dass du es tun kannst. —5. Mose 30:11-14

Da die Heilige Schrift Gottes eigenes Wort ist, das von Menschen geschrieben wurde, die der Heilige Geist dazu ausrüstete und dabei überwachte, ist sie in allen Fragen, die sie anspricht, von unfehlbarer göttlicher Autorität: Ihr muss als Gottes Unterweisung in allem geglaubt werden, was sie bekennt; ihr muss als Gottes Gebot, in allem gehorcht werden, was sie fordert; sie muss als Gottes Zusage in allem aufgenommen werden, was sie verheißt.
Aus der Chicago-Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Bibel

Was dachten Jesus, die Apostel, die Reformatoren und moderne Theologen über die Inspiration der Bibel? (Optional)

Die Entstehung des NT-Kanons (Optional)

Ein damit verbundenes Thema, das in diesem Kurs nicht behandelt wird, ist die Entstehung des NT-Kanons (d. h. wie die verschiedenen Bücher des NT zusammengestellt wurden). Wer sich für dieses Thema interessiert, findet hier mehr Information:


Bibelauslegung